Steuern und Buchhaltung21 Juni, 2023

E-Rechnungen und ihre Herausforderungen für Steuerberatende: Ein Blick auf den aktuellen Stand in Deutschland

Die elektronische Rechnungsstellung, auch bekannt als E-Invoicing, ist ein wesentlicher Bestandteil der fortschreitenden Digitalisierung im Bereich der Buchhaltung und Steuerberatung. Mit diesem Artikel möchten wir Sie mit dem Konzept der E-Rechnungen vertraut machen und die damit verbundenen Herausforderungen für Steuerberater/-innen aufzeigen. Erfahren Sie mehr über die jüngsten Entwicklungen auf dem E-Rechnungsmarkt, den aktuellen Stand in Deutschland und die bereits erfolgte Umsetzung in Italien.

Was sind E-Rechnungen?

E-Rechnungen sind elektronische Rechnungen, die ein einheitlich strukturiertes Format aufweisen, das von Softwares erstellt und entschlüsselt wird. Die Rechnungsdaten werden über sichere Kanäle übermittelt und beim Empfänger ausgelesen. Im Gegensatz zu herkömmlichen Papierrechnungen ermöglichen E-Rechnungen eine nahtlose und automatisierte Verarbeitung der Daten in den Buchhaltungssystemen. Sie bieten eine effizientere und umweltfreundlichere Alternative zur herkömmlichen Rechnungserstellung und -verarbeitung. Fehler beim Auslesen einer PDF-Rechnung oder geknickten Scans werden verhindert und stattdessen eine hundertprozentige Datenqualität geliefert.

Herausforderungen für Steuerberater/-innen

Die Einführung von E-Rechnungen stellt Steuerberater/-innen vor verschiedene Herausforderungen:

  1. Technologische Anpassung: Steuerberater/-innen müssen in der Lage sein, E-Rechnungen zu erstellen, zu senden und zu empfangen. Dafür benötigen sie geeignete Softwarelösungen und eine entsprechende technische Infrastruktur.
  2. Rechtliche Anforderungen: E-Rechnungen unterliegen spezifischen rechtlichen Anforderungen, wie beispielsweise der Erfüllung von Aufbewahrungspflichten und der Einhaltung von Steuervorschriften. Steuerberater/-innen müssen sicherstellen, dass sie die gesetzlichen Bestimmungen in Bezug auf E-Rechnungen genau verstehen und einhalten.
  3. Datenintegrität und Sicherheit: Da E-Rechnungen über elektronische Netzwerke übermittelt werden, ist es von entscheidender Bedeutung, die Integrität und Vertraulichkeit der Daten zu gewährleisten. Steuerberater/-innen müssen angemessene Sicherheitsmaßnahmen implementieren, um potenzielle Risiken im Zusammenhang mit Datenverlust oder unbefugtem Zugriff zu minimieren.


Profitieren Sie von den Vorteilen!

Unternehmen sollten die Einführung von E-Invoicing-Projekten nicht nur als lästige Pflicht betrachten, die sie aufgrund gesetzlicher Vorgaben erfüllen müssen. Ein gut funktionierender E-Invoicing-Prozess bietet Unternehmen neben der Rechtssicherheit auch die Möglichkeit, einen Großteil der Verarbeitungskosten einzusparen, Fehler bei der Bearbeitung zu reduzieren und positive Auswirkungen auf die Umwelt durch die Reduzierung oder Beseitigung von Papier im Rechnungsprozess zu erzielen.

Laut einer Schätzung der europäischen Kommission lassen sich etwa 40 Euro pro elektronische Rechnung einsparen, was einer jährlichen Entlastung von durchschnittlich 6,5 Milliarden Euro entspricht. Eine aktuelle Studie zeigt, dass durch den verstärkten Einsatz von elektronischen Rechnungen und zentralisierten Clearance-Systemen zur Steuerkonformität verglichen mit Papierrechnungen eine Kostensenkung um 40 Prozent möglich ist.

E-Rechnungen in Italien

Um Rechnungen elektronisch strukturiert abzubilden, wurde die europäischen Norm EN16931 als Grundlage für die Umsetzung in nationales Recht erarbeitet. Italien ist das erste Land, das die elektronische Rechnungsstellung für alle B2B-Rechnungen vorschreibt. Dies hat zu erheblichen Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen für Unternehmen geführt.

Seit dem 01.01.2019 müssen sowohl Rechnungen an Unternehmen als auch alle B2G- und B2C-Rechungen in Italien im maschinenlesbaren XML-Format FatturaPA erstellt und übermittelt werden. Für den Austausch von E-Rechnung hat die italienische Regierung eine zentrale Plattform (SDI) eingerichtet, an die Unternehmen ihr ERP-System über Schnittstellen anbinden können. Anderenfalls gelten Rechnungen als nicht zugestellt und werden sanktioniert.

Wolters Kluwer hat mit ‘Fattura Smart‘ bereits eine Softwarelösung in Italien etabliert und damit die Möglichkeit geschaffen, Rechnungen automatisiert im E-Rechnungsformat zu erstellen und direkt an die Finanzverwaltung zu übermitteln. Zugleich werden die Daten im Rechnungsprozess direkt der Steuerkanzlei zur Verfügung gestellt. Mit ‘Fattura Smart‘ ist ein italienischer Anwender komplett in der Lage, das Thema E-Invoicing mit einer Softwarelösung zu managen.

Stand in Deutschland

In Deutschland ist die elektronische Rechnungsstellung im öffentlichen Sektor (B2G-Bereich) seit November 2020 verpflichtend. Als bekanntester Rechnungsstandard ist hier die XRechnung zu nennen. Aufgrund weiterer Formate und unterschiedlicher Vorgaben einzelner öffentlicher Rechnungsempfänger sind die Technologien der Rechnungssteller kontinuierlich anzupassen und geben aktuell kein einheitliches Bild ab.

Für den B2B-Bereich ist die Einführung einer E-Rechnungspflicht in Deutschland zum 01.01.2025 geplant, um den Umsatzsteuerbetrug zu bekämpfen und den Vorgaben der EU gerecht zu werden. Mit Schreiben vom 17.04.2023 hat das BMF zur Diskussion über eine mögliche inländische E-Rechnungspflicht aufgerufen. Dabei weist die Finanzverwaltung auf Modifizierungen des § 14 UStG bzgl. Papierrechnungen, Adaptionen zur Echtheit und Unversehrtheit der Rechnung sowie eine Neustrukturierung der Rechnungsausstellungspflichten hin. Für eine schrittweise Umstellung schlägt das BMF zeitliche Staffelungen nach Unternehmensgröße, Rechnungsbeträgen oder Empfangs- und Erstellpflichten vor. Dadurch sollen insbesondere kleine und mittlere Unternehmen entlastet werden.

Aufgrund der europäischen Verpflichtung (EU-ViDA-Richtlinie), innergemeinschaftliche B2B-Umsätze ab 01.01.2028 zu melden, ist ein umfassendes Meldesystem geplant, das sowohl nationale B2B-Umsätze gemäß dem deutschen Koalitionsvertrag als auch grenzüberschreitende B2B-Umsätze abdeckt. Die Implementierung des Meldesystems in Deutschland erfolgt in enger Abstimmung mit der EU-Ebene, um die Wirtschaft nicht doppelt zu belasten.

Mit dem Ziel einer bundesweiten Einheitlichkeit plant Deutschland die Einführung einer zentralen E-Rechnungsplattform für den Austausch von Rechnungsdaten. Für das Meldesystem ist folgendes Konzept vorgesehen:

  1. Der Rechnungsaussteller übermittelt die E-Rechnung an seine Plattform
  2. Die Plattform überprüft die Plausibilität auf Grundlage der europäischen Richtlinie
  3. Bestimmte Rechnungsdaten werden extrahiert und an das staatliche Portal (Steuerbehörde, Finanzverwaltung) gemeldet
  4. Die Rechnung wird zugleich an die Plattform des Rechnungsempfängers gesendet

Nach dieser Maßgabe arbeitet Wolters Kluwer bereits an einer Softwarelösung für Deutschland. Unser Ziel ist es, Rechnungen vorschriftsgemäß zu erstellen, zu empfangen und anzeigen zu lassen. Dabei werden Lösungen wie SMART Connect eine tragende Rolle spielen. Unseren Anwenderinnen und Anwendern ermöglichen diese durch den hybriden Softwareeinsatz in der Kollaboration allerdings schon heute einen nahtlosen Digitalisierungsprozess.

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