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Recht & Verwaltung29 November, 2024

Der Schlüssel zur Zukunft: Sergio Liscia über KI in Legal Tech

Sergio Liscia,
VP und General Manager - Wolters Kluwer Legal Software

In einer Zeit, in der die Technologie ganze Branchen umgestaltet, steht die Schnittstelle zwischen künstlicher Intelligenz (KI) und Expertenlösungen im Vordergrund. Wir hatten das Privileg, ein Interview mit Sergio Liscia, Vizepräsident & General Manager von Wolters Kluwer Rechtssoftware, zu führen, um den aktuellen Stand der KI in der Rechtsbranche zu diskutieren.

Von der Vertragsanalyse bis hin zu prädiktiven Analysen erläutert Sergio Liscia, wie KI rechtliche Prozesse revolutioniert, die Effizienz steigert und Rechtsexperten befähigt.

Wir danken Ihnen dafür, dass Sie heute gekommen sind. Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand der KI in der Rechtsbranche?

Sergio Liscia: Ich danke Ihnen für die Einladung. Die Integration von KI in der Rechtsbranche befindet sich in einer entscheidenden Phase. KI-Tools für Aufgaben wie die juristische Recherche und die Abfassung von Dokumenten sind zwar vielversprechend, doch Probleme wie z.B. Halluzinationen, d.h. die Generierung falscher Informationen, stellen ein großes Problem dar. Juristen müssen sich auf genaue Informationen verlassen können, und falsche Daten können schwerwiegende Folgen haben. Die Verbesserung der Vertrauenswürdigkeit dieser Instrumente ist von entscheidender Bedeutung.

Welche Fortschritte wurden bei der Verringerung der Halluzinationsquoten bei juristischen KI-Tools erzielt?

Sergio Liscia: Es hat Fortschritte gegeben, insbesondere bei den RAG-Systemen (Retrieval-Augmented Generation), die im Vergleich zum alleinigen GPT-4 zu weniger Haluzinationen geführt haben. KI-Tools haben je nach Abfragetypen eine unterschiedliche Leistungsfähigkeit. Allgemeine juristische Recherchefragen und spezifische Fragen in Bezug auf das Rechtssystem weisen höhere Halluzinationsqoten auf. Rechtsexperten müssen die von der KI generierten Informationen überprüfen, insbesondere bei komplexen Anfragen. Daher ist eine kontinuierliche Verbesserung der KI-Schulung erforderlich.

Welche künftigen Entwicklungen können wir bei KI für Legal Tech erwarten?

Sergio Liscia: Es ist zu erwarten, dass die KI-Algorithmen ständig verfeinert werden, um Halluzinationen zu verringern und die Genauigkeit zu verbessern. Eine bessere Integration dieser Tools in die juristischen Arbeitsabläufe und mehr Transparenz bei den KI-Anbietern werden die entscheidenden Faktoren sein. Ziel ist es, KI zu einem zuverlässigen Assistenten zu machen, der die Effizienz der juristischen Arbeit ohne Qualitätseinbußen steigert.

Wie sollten Rechtsexperten mit den derzeitigen Grenzen von KI-Tools umgehen?

Sergio Liscia: Rechtsexperten sollten KI-Tools optimistisch, aber mit Vorsicht einsetzen. Sie können KI für Aufgaben wie erste Recherchen und die Erstellung von Dokumenten nutzen, wobei die Ergebnisse stets anhand vertrauenswürdiger Quellen überprüft werden. Wenn man weiß, wo die Stärken und Grenzen von KI-Tools liegen, hilft das, diese effektiv in die juristische Praxis zu integrieren.

Können Sie uns mehr über das Engagement von Wolters Kluwer für Genauigkeit und Zuverlässigkeit in seinen Legal-Tech-Lösungen erzählen?

Sergio Liscia: Unser Engagement kommt in unserem Leitsatz zum Ausdruck: „When you have to be right“ (Wenn man Recht haben muss). Wir legen großen Wert auf die Transparenz unserer Quellen und weisen auf Fälle hin, in denen die Genauigkeit nicht unseren hohen Standards entspricht, um sicherzustellen, dass die Nutzer den bereitgestellten Informationen vertrauen können.

Wie stellt Wolters Kluwer die Transparenz der Quellen sicher, die in den KI-gesteuerten Lösungen verwendet werden?

Sergio Liscia: Wir stellen umfassende Informationen über die von unserer KI verwendeten Quellen zur Verfügung, damit die Benutzer die Informationen zurückverfolgen und überprüfen können. Diese Praxis stärkt das Vertrauen der Benutzer und unterstützt das Bedürfnis der Juristen, genaue, überprüfbare Daten zur Verfügung zu haben.

Welchen Ansatz verfolgt Wolters Kluwer in Bezug auf Transparenz und Genauigkeit?

Sergio Liscia: In vielen Fällen weisen unsere Produkte auf die Verwendung generativer KI hin oder enthalten Haftungsausschlüsse. Diese Transparenz und Benutzerführung belegt unser Engagement für die Bereitstellung vertrauenswürdiger Erkenntnisse.

Wie geht Wolters Kluwer mit den Bedenken im Hinblick auf die Datensicherheit im Rechtsbereich um?

Sergio Liscia: Wir setzen robuste Sicherheitsmaßnahmen ein, darunter fortschrittliche Verschlüsselung, sichere Datenspeicherung und regelmäßige Audits. Durch die Einhaltung strenger Datenschutzbestimmungen ist gewährleistet, dass die Daten unserer Kunden sicher und vertraulich verwaltet werden.

Wie wird Wolters Kluwer sein Engagement für Genauigkeit, Benutzerfreundlichkeit und Datensicherheit in der sich entwickelnden IT-Landschaft weiter intensivieren?

Sergio Liscia: Wir werden weiterhin in fortschrittliche KI-Technologien investieren, um Genauigkeit, Transparenz und Datensicherheit zu verbessern. Kontinuierliche Forschung und Entwicklung in Verbindung mit dem Feedback unserer Kunden tragen dazu bei, unsere Instrumente zu verfeinern und sicherzustellen, dass sie den höchsten Standards entsprechen und zuverlässig, transparent und sicher bleiben. Heute haben wir unsere Suiten AnNoText und Legisway mit KI ausgestattet, um große Datenmengen zu verwalten, bei der Bewältigung sich wiederholender Aufgaben zu helfen und Risiken zu steuern. In AnNoText beispielsweise unterstützt KI diverse Anwaltskanzleien bei der Bewältigung sich wiederholender Aufgaben, die von der Mandantenverwaltung bis zur umfangreichen Bearbeitung von Fällen reichen. Unsere Legisway-Suite bietet ein KI-gestütztes Vertrags-Lifecycle-Management (CLM), mit dem Dokumente erstellt und bearbeitet werden können, die Versionen kontrolliert werden, und das Self-Service-Vorlagen und ein juristisches Ticketingsystem enthält. Und auch für Kleos wird mehr kommen. Wir freuen uns auf die Zukunft und setzen uns weiterhin dafür ein, zuverlässige, transparente und sichere Tools für Rechtsexperten bereitzustellen.

Vielen Dank für Ihren Überblick.

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