Recht & Verwaltung12 Oktober, 2022
Interview mit Prof. Dr. Dr. Herbert Grziwotz
Warum sind Sie Notar geworden?
Es waren drei Komponenten, nämlich das öffentliche Amt, die Selbstständigkeit und die Unabhängigkeit, die es in keinem anderen juristischen Beruf in dieser Form gibt, die mich überzeugt haben. Notar geblieben bin ich allerdings wegen einer Kollegin, mit der ich verheiratet bin und über 30 Jahre auch eine Sozietät hatte.
War es „Beruf“ oder eher „Berufung“ als Notar tätig zu sein?
Ich bin kein Freund von modernen pseudoreligiösen „Überhöhungen“, deshalb war es entsprechend § 2 BNotO ein Beruf, der jedoch bereits dann äußerst anspruchsvoll ist, wenn man lediglich die mit ihm verbundenen Amtspflichten gewissenhaft erfüllen möchte.
Welche Bedeutung hat Fachliteratur in Ihrer beruflichen Tätigkeit für Sie?
Auch wenn mein Steuerberater die diesbezüglichen Ausgaben stets als zu hoch kritisierte: Die Fachliteratur ist für den Notar/die Notarin das „Sicherheitsnetz“ bei der täglichen Arbeit, wenn – wie dies häufig der Fall ist – eine höchstrichterliche Rechtsprechung erst Jahre nach einer Beurkundung vorliegt.
Wie nutzen Sie Fachinformationen: eher als Printprodukt oder digital?
Meine Generation arbeitet noch überwiegend mit Büchern; allerdings bedeutet dies nicht, dass nicht bereits von Anfang an insbesondere auch elektronische Datenbanken zusätzlich genutzt wurden.
Was verbinden Sie mit der Zeitschrift „ZNotP“?
Das kann man mit einem Wort sagen: Praxisnähe.
Wie hat sich die ZNotP aus Ihrer Sicht in den letzten 25 Jahren entwickelt?
Sie hat zusätzlich verstärkt umfassende, aber auch kritische Aufsätze zu notarrechtlichen Fragestellungen veröffentlicht.
Was würden Sie sich von der ZNotP in der Zukunft wünschen?
In der Zukunft wird es immer wichtiger werden „vorauszudenken“, d.h. die notarielle Tätigkeit auf kommende Entwicklungen rechtzeitig vorzubereiten.
Was motiviert Sie, Beiträge für die ZNotP zu verfassen?
Die Verbindung von Wissenschaftlichkeit mit der notariellen Praxis.
Gibt es etwas als Notarin oder Notar, dass man nicht lernen kann?
Der verantwortungsvolle Umgang mit einer privilegierten Stellung; dies gilt sowohl gegenüber den Mandantinnen und Mandanten als auch über den Kolleginnen und Kollegen. Das Notariat ist ein Amt und kein gewinnorientierter Dienstleister.
Gibt es etwas, was Sie den jungen Kolleginnen und Kollegen mit auf den Weg geben möchten?
Hochqualifizierte Juristinnen und Juristen neigen mitunter – auch wegen des Drucks von wirtschaftlich wichtigen Mandaten - dazu, gerade noch zulässige Klauseln zu entwerfen, statt aufgrund ihres Amtes ein „Gegengewicht“ zur Marktstärke zu sein. Übrigens: Auch der Mandant wird dies letztlich schätzen, da er sich irgendwann selbst in der Situation der „Unterlegenheit“ befinden kann.
Wie schätzen Sie die Zukunft der Notarinnen und Notare ein? Steht der Berufsstand vor einem Wandel?
Das Notariat bleibt von der sich abzeichnenden Zeitenwende sicherlich nicht verschont. Seine Zukunft ist jedoch nicht die möglichst schnelle Unternehmensgründung per Mausklick oder die Zunahme hilfspolizeilicher Überwachungsaufgaben, wie bei der angeblichen zahlreichen Missbräuchlichkeit von Vaterschaftsanerkennungen mit einem Migrationsbezug. Es geht vielmehr darum, Vertragsfreiheit und Vertragsgerechtigkeit, die zusammengehören, im konkreten Einzelfall zum Ausgleich zu bringen. Wollen Sie mehr über die ZNotP erfahren?
Die ZNotP ist eine der führenden Zeitschriften für den Notar in Deutschland. Die Entwicklung in allen in der notariellen Praxis relevanten Rechtsgebieten wird aufgezeigt: Ehe- und Familienrecht, Erbrecht, Grundstücksrecht, Handels- und Gesellschaftsrecht, Steuerrecht, Standesrecht sowie im Kostenrecht, dem Beurkundungsrecht und in Fragen der Notarhaftung.
Die Beiträge sind stets praxisrelevant und soweit möglich mit Vertragsmustern und Formulierungshilfen ausgestattet.
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