Digitale Fachinformationen
Recht & Verwaltung19 April, 2023

Kund:innen im Mittelpunkt: Interview mit Stephanie Walter über die Content-Entwicklung bei Wolters Kluwer

Das Interesse und die Nachfrage nach digital verfügbaren Fachinformationen wurden durch die Corona-Pandemie und den weltweiten Wechsel ins Homeoffice beschleunigt. Gleichzeitig ist der Anspruch an digitale Inhalte insbesondere im Vergleich zu ihren Print-Pendants gestiegen – und das vor allem in Bezug auf Nutzbarkeit im Arbeitsprozess, Aktualität und Attraktivität.

Mit Stephanie Walter, Geschäftsführerin und Leiterin des Geschäftsbereichs Legal & Regulatory bei Wolters Kluwer in Deutschland, sprachen wir über die neuen Anforderungen an die Content-Entwicklung sowie das interne Projekt „Customer Centric Content“.


Was sind die neuen Anforderungen bei der Content-Entwicklung?


Die Fachverlagsbranche muss in Sachen Content-Entwicklung umdenken. In Zukunft ist es wichtig, den Inhalt von Fachinformationen mit zeitgemäßen und an den geänderten Nutzungsgewohnheiten orientierten Konzepten so zu gestalten, dass er einen hohen Nutzwert für die Nutzer:innen hat. Über die richtige Ausgabeform – Print, Digital oder beides – entscheiden letztlich die Kund:innen. Das erfordert eine intensive Beschäftigung mit den Zielgruppen, neue Ideen für die Aufbereitung und eine hohe Standardisierung für die klassischen Formate bei den Produktionsprozessen, was nicht jeder Anbieter leisten kann. Wir wollen nah bei unseren Kund:innen und deren Bedürfnissen sein. Dies betrifft aber nicht nur die Inhaltebereiche. Auch unsere Angebote sollen passgenau zugeschnitten sein und uns als Unternehmen die Chance geben, unsere Kund:innen mit neuen Produkten weiterzuentwickeln. Im Bereich Content haben wir intern ein Projekt namens „Customer Centric Content“ gestartet, um diesen vielfältigen Anforderungen noch besser als bislang gerecht zu werden.

Was umfasst das Projekt?

Unser Projekt „Customer Centric Content“ stellt die Kund:innen und deren Bedürfnisse und Herausforderungen in den Mittelpunkt. Anhand konkreter Produkte und Anwendungen verproben wir mit ihnen neue Inhalte und Formate. Beispielsweise testen wir, ob es hilfreich ist, rechtliche Inhalte nicht systematisch nach Paragrafen zu sortieren, sondern nach Lebenssachverhalten und Themengebieten. Wir ermitteln, welche Video-Formate, zum Beispiel Online-Seminare oder Interviews, besonders erfolgreich sind und welches Nutzenversprechen sie erfüllen. Ebenso schauen wir uns gemeinsam an, wie wir unsere Fachinformationen an der richtigen Stelle im Arbeitsprozess bereitstellen können, zum Beispiel über das Praxiswissen bei der schnellen Einarbeitung in ein rechtliches Themenfeld. Letztendlich beantworten wir also die Frage, was Fachcontent heute leisten muss, damit er den Nutzer:innen und ihren Herausforderungen besser gerecht wird.

Welche Rolle spielt der Einsatz von Technologie bei diesem Projekt?

Durch die Standardisierung und Auszeichnung von Metadaten können wir maschinengenerierten Content erzeugen. Hierbei können Algorithmen den vorhandenen Inhalt durchsuchen und zu neuen, sinnvollen Angeboten gruppieren. Unsere internationale Aufstellung ist hier von Vorteil, da Wolters Kluwer weltweit an ähnlichen Themen arbeitet und somit über die entsprechenden Ressourcen verfügt, um technologische Lösungen zu entwickeln. Technologie spielt also eine sehr wichtige Rolle.

Welchen Stellenwert hat bei der zukünftigen Content-Entwicklung die nutzerzentrierte Sichtweise?

Traditionell kuratieren Verlage Inhalte in Zusammenarbeit mit Herausgeber:innen und Autor:innen, ohne die Nutzer:innen im Vorfeld ausführlich zu befragen oder deren Bedürfnisse genau zu kennen.

In der digitalen Welt müssen wir uns jedoch intensiver damit auseinandersetzen, in welcher Arbeitssituation das Problem, das unsere Inhalte adressiert, auftritt, und wie wir es im Interesse unserer Kund:innen effektiv lösen können. Darüber hinaus müssen wir nicht nur das Problem ansprechen, sondern auch berücksichtigen, wie wir es auf die bestmögliche Weise lösen können.

Die Entwicklung von Content wächst stark mit der digitalen Produktentwicklung zusammen und bildet eine eng miteinander verwobene Einheit aus klassischen und "digital-only" Formaten, die auf die spezifischen Anforderungen der Kund:innen zugeschnitten sind. Beispielsweise kann ein Online-Seminar eine Gesetzesreform begleiten, die auch im Handbuch und Kommentar verarbeitet wird, und gleichzeitig die Fortbildungsanforderungen eines Fachanwalts erfüllen.

Welche internen Strukturen wurden angepasst, um auf die Schaffung dieser neuen Lösungen einzahlen zu können?

Für eine ganzheitliche Content-Entwicklung benötigen wir Kompetenzen in der Konzeptentwicklung, der Akquise von Autor:innen, dem digitalen Produktmanagement sowie in der Analyse und Optimierung der Nutzer:innenerfahrung.

Unsere Arbeitsweise hat sich verändert und wir arbeiten nun projektorientierter und vernetzter. Wir denken weniger hierarchisch und weniger in Bezug auf Abteilungen wie Lektorat oder Produktion. Dafür haben wir ein Arbeitsumfeld geschaffen, das es uns ermöglicht, auf diese neue Art und Weise erfolgreich zusammenzuarbeiten. Das zieht Talente aus der Berufspraxis unserer Zielgruppen an und sorgt für eine gute Mischung aus mobilem Arbeiten und gemeinsamer Arbeit vor Ort in unserem Hauptquartier WKEINS in Hürth, das viele Kollaborationsmöglichkeiten und Rückzugsorte bietet.

Stephanie Walter ist Geschäftsführerin bei Wolters Kluwer Deutschland und leitet den Geschäftsbereichs Legal & Regulatory.

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