Ein kurzer Leitfaden zu maßgeblichen ESG-Berichtsanforderungen und -Frameworks
CSRD, SASB, SEC - H.I.L.F.E.! Bei so vielen ESG-Frameworks, die sich in verschiedenen Entwicklungsstadien befinden, ist es schwierig, den Überblick zu behalten. Welche sind obligatorisch? Welche sind freiwillig? Wie hängen sie alle zusammen?
Wir haben das komplexe Geflecht der ESG-Frameworks entwirrt, damit Sie die Ziele der einzelnen Rahmenwerke, ihre Anforderungen und die Betroffenen verstehen können. In diesem Artikel gehen wir auf folgende Punkte ein:
- Die 3 grundlegenden ESG-Frameworks
- Task Force of Climate-Related Disclosures (TCFD)
- Global Reporting Initiative (GRI)
- Sustainability Accounting Standards Board (SASB)
- Die Big 4 der ESG-Anforderungen
3 grundlegende ESG-Frameworks
Bis vor kurzem war die ESG-Berichterstattung weitestgehend freiwillig. Doch mit den wachsenden Forderungen von Investoren, Kunden und Regulierungsbehörden nach größerer Transparenz hinsichtlich der ESG-Perfomance und -Ziele, wuchsen auch die Rufe nach Standardanforderungen an die Berichterstattung. ESG-Reporting musste also irgendwo beginnen. Die derzeitigen ESG-Anforderungen basieren im Wesentlichen auf drei fundamentalen Rahmenwerken: TCFD, GRI und SASB.
Task Force of Climate-Related Disclosures (TCFD)
Was sie bewirkt
Die Task Force on Climate-Related Disclosures oder TCFD wurde in 2015 ins Leben gerufen. Ziel war es einen Standard für klimabezogene Offenlegungen zu setzen, der Vergleichbarkeit und Transparenz fördert. Das Berichtsrahmenwerk von TFCD ermöglicht es Unternehmen, Investoren, Geldgebern und Versicherungen Berichte über klimabezogene Risiken zu liefern. Die TFCD-Anforderungen sind in IFRS einbezogen. Wenn Unternehmen gemäß IFRS berichten, erfüllen Sie gleichzeitig die TFCD-Anforderungen.
Unterscheidungsmerkmale
TCFD ist das wohl bisher einflussreichste Framework hinsichtlich aktueller ESG-Anforderungen. Heute bildet TFCD die Grundlage für CSRD, IFRS S1 und S2 und die Related Disclosure Rule des SEC.
Zusammenfassung der Berichtsanforderungen
Die TFCD hat 11 Offenlegungsempfehlungen vorgeschlagen, die Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Zahlen und Ziele beinhalten.
Wen es betrifft
Seit ihrer Einführung haben sich nahezu 5,000 Organisationen öffentlich bereiterklärt, den TFCD-Empfehlungen zu folgen. 2022 haben 58% der börsennotierten Unternehmen mindestens 5 der 11 Empfehlungen offengelegt. Am 12. Oktober 2023 veröffentlichte die TCFD ihren letzten Statusbericht. Sie wurde aufgelöst und die ISSB wird TCFD in 2024 übernehmen.
Global Reporting Initiative (GRI)
Was sie bewirkt
Die Global Reporting Initiative oder GRI wurde ins Leben gerufen, um Unternehmen, Investoren und politische Entscheidungsträger bei der Kommunikation und Berichterstattung zu ihrer Nachhaltigkeitsarbeit zu unterstützen. Seit der Einführung 1997 war es das erklärte Ziel von GRI, eine universelle Sprache für das Nachhaltigkeits-Reporting bereitzustellen.
Unterscheidungsmerkmale
GRI ist das am häufigsten genutzte Set an Standards weltweit. Gemäß eines Survey der KPMG aus dem Oktober 2022 werden GRI-Standards von 78% der TOP-250-Unternehmen weltweit genutzt und durchschnittlich etwa 68% der TOP-100-Unternehmen in 58 Ländern.
Zusammenfassung der Berichtsanforderungen
Der Reporting-Prozess der GRI wird durch 3 Standardsets nutzbar. 1. Die GRI Universal Standards, die auf alle Unternehmen anwendbar sind. 2. Die GRI Topic Standards, die für spezifische Themen mit relevanten Offenlegungen geschaffen wurden. Und 3. Die GRI Sector Standards, die auf spezielle Sektoren zugeschnitten sind.
Universal Standards: |
Topic Standards: |
GRI 1: Foundation |
GRI 200: Economic Topics |
GRI 2: General Disclosures | GRI 300: Environmental Topics |
GRI 3: Material Topics | GRI 400: Social Topics |
Wen es betrifft
Die Übernahme von GRI ist freiwillig. Unternehmen können ein ganzes Set an Standards oder nur Teile übernehmen, um über ihre ESG-Performance zu berichten. Dies ist abhängig von Schwerpunkt, Relevanz und Prioritäten. Unternehmen, die GRI einsetzen, sind angehalten, ein Statement zum Einsatz von GRI in ihre Berichte oder das Material, das sie veröffentlichen, zu integrieren.
Sustainability Accounting Standards Board (SASB)
Was sie bewirken
Das Sustainability Accounting Standards Board oder SASB ist eine Non-Profit-Organisation, die im Jahr 2011 gegründet wurde, um ein Framework für branchenspezifische Standards zu schaffen, die relevant für Investoren sind, da sie eine wesentliche Auswirkung auf das Geschäft haben. Erheblichkeit ist ein wesentlicher Schwerpunkt dieser Standards. Es ist wichtig, zu wissen, dass das Erbe der SASB nach einer Reihe von Übernahmen jetzt vom International Sustainability Standards Board der IFRS Foundation weitergeführt wird.
Unterscheidungsmerkmale
Die SASB sind branchenbezogen.
Zusammenfassung der Berichtsanforderungen
Die ursprünglichen SASB-Standards decken 77 Branchen ab und bieten Unternehmen ein Rahmenwerk zur Identifikation von Nachhaltigkeitsfaktoren, die die kritischsten Auswirkungen auf ihr Geschäft haben. Die Anforderungen der SASB werden in fünf übergeordnete Kategorien eingeteilt: Umwelt, Sozialkapital, Unternehmensführung & Governance, Geschäftsmodell & Innovation sowie Humankapital.
Wen es betrifft
Im Sommer 2023 gaben mehr als 2.800 Unternehmen an, seit 2020 gemäß SASB-Standards berichtet zu haben.
Die großen 4 ESG-Anforderungen
Ein Forschungsbericht des Governance & Accountability Institute Inc aus dem Jahr 2022 ergab, dass 96 % der Unternehmen im S&P 500 und 81 % der Unternehmen im breiter gefassten Russell 1000 Index im Jahr 2021 Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichten. Die zunehmende Forderung und Anwendung von Berichtsrahmen hat zur Entwicklung von vier ESG-Anforderungen geführt, die für die Zukunft der ESG-Berichterstattung von zentraler Bedeutung sein werden.
Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Was sie bewirkt
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist eine EU-Rechtsvorschrift, die Unternehmen dazu verpflichtet, Informationen über die ökologischen und sozialen Auswirkungen ihrer Geschäftstätigkeit sowie über die geschäftlichen Folgen ihrer Maßnahmen im Bereich Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) offenzulegen. Diese Offenlegung soll den Stakeholdern, insbesondere den Investoren, helfen, die Nachhaltigkeitsleistung von EU-Unternehmen und die damit verbundenen geschäftlichen Auswirkungen besser zu beurteilen.
Unterscheidungsmerkmal
CSRD konzentriert sich auf das Konzept der doppelten Wesentlichkeit. Es verlangt eine Bewertung, bei der Unternehmen die Themen identifizieren müssen, die für ihr spezifisches Geschäft wesentlich sind, und zwar sowohl in Bezug auf die Auswirkungen (wie das Unternehmen Menschen und den Planeten beeinflusst) als auch auf die finanzielle Wesentlichkeit (wie Nachhaltigkeitsziele die finanzielle Stabilität des Unternehmens beeinflussen).
Zusammenfassung der Berichtsanforderungen
Die Unternehmen müssen im Rahmen einer doppelten Wesentlichkeitsprüfung ermitteln, welche Nachhaltigkeitsbelange für das Unternehmen und seine Stakeholder am wichtigsten sind.
Im Anschluss daran sollten die Unternehmen über diese wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte in Übereinstimmung mit den einschlägigen Europäischen Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung (ESRS) berichten.
Die Ergebnisse dieser Bewertung sollten entweder im Jahres- oder im Lagebericht offengelegt werden, wo sie eine umfassende Perspektive auf die Gesamtleistung des Unternehmens bieten, die sowohl finanzielle als auch nichtfinanzielle Aspekte umfasst.
Im Einklang mit den ESEF-Vorschriften müssen die Nachhaltigkeitsinformationen im HTML-Format dargestellt werden, um die Standardisierung zu fördern und den Überprüfungsprozess zu vereinfachen. Sie werden auch einer obligatorischen Prüfung unterzogen.
Wen es betrifft
Im Jahr 2024 werden alle Organisationen, die in den Geltungsbereich der Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung (NFRD) fallen, betroffen sein. Im Jahr 2025 wird die CSRD auf Organisationen ausgeweitet, die zwei von drei der folgenden Kriterien erfüllen:
- ein Nettoumsatz von über 40 Millionen Euro
- mehr als 20 Millionen Euro an Vermögenswerten
- 250+ Beschäftigte.
Nach 2025 wird die CSRD auf alle börsennotierten Unternehmen ausgeweitet.
ISSB’s IFRS S1 und S2
Was sie bewirken
Das International Financial Standards Board hat im Juni 2023 die Standards IFRS S1 General Requirements for Disclosure of Sustainability-related Financial Information und IFRS S2 Climate-related Disclosures veröffentlicht. Diese Standards zielen darauf ab, eine globale Basis für die Offenlegung von ESG- und nachhaltigkeitsbezogenen Risiken und Chancen zu schaffen.
Unterscheidungsmerkmal
IFRS S1 und S2 verlangen von den Unternehmen, neben den Finanzberichten auch nachhaltigkeitsbezogene Informationen in demselben Berichtspaket bereitzustellen, mit dem Ziel, die Transparenz in Bezug auf die Wesentlichkeit von ESG und Nachhaltigkeit zu erhöhen. S1 und S2 bauen auf den bestehenden IFRS-Standards auf.
Zusammenfassung der Berichtsanforderungen
IFRS S1 legt die Anforderungen für nachhaltigkeitsbezogene Finanzangaben fest, die sich auf die "Aussichten" eines Unternehmens auswirken könnten - einschließlich Cashflows, Zugang zu Finanzmitteln und Kapitalkosten auf kurze, mittlere und lange Sicht. IFRS S2 legt die Anforderungen für Angaben zu klimaspezifischen Risiken und Chancen fest. Beide Standards beinhalten Offenlegungspflichten für Governance, Strategie, Risikomanagement sowie Kennzahlen und Ziele.
Wen es betrifft
Jedes Unternehmen kann IFRS S1 und S2 freiwillig anwenden. Die zuständigen Behörden können entscheiden, ob sie sie vorschreiben wollen oder nicht.
EU Taxonomy for Sustainable Activities
Was sie bewirkt
Ist ein Unternehmen ökologisch nachhaltig? Das ist die Frage, die die EU Taxonomy for Sustainable Activities zu beantworten versucht. Die EU-Taxonomie wurde erstellt, um die EU bei der Erreichung ihres Ziels zu unterstützen, die Emissionen bis 2030 um 55 % zu senken und bis 2050 zu einem klimaneutralen Kontinent zu werden. Die EU-Taxonomie schafft einen Mindeststandard für die Offenlegungspflichten im Bereich der Nachhaltigkeit. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um eine Reihe von Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit eine Anlage als nachhaltig gilt, um Greenwashing zu verhindern.
Ab Januar 2023 wird die EU-Taxonomie ein obligatorisches Instrument für CSRD sein, das sich auf rund 50 000 Unternehmen in der EU und in der EU tätige internationale Unternehmen auswirken wird. Die EU-Taxonomie tritt im Januar 2023 in Kraft und wird in Verbindung mit CSRD verwendet.
Die EU-Taxonomie hat sechs Ziele:
- Eindämmung des Klimawandels
- Anpassung an den Klimawandel
- Nachhaltige Nutzung und Schutz von Wasser- und Meeresressourcen
- Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft
- Vermeidung und Kontrolle von Umweltverschmutzung
- Schutz und Wiederherstellung der biologischen Vielfalt und der Ökosysteme.
Unterscheidungsmerkmal
Die Taxonomie ist hauptsächlich ein Klassifizierungsinstrument. Sie enthält jedoch Offenlegungsanforderungen im Rahmen der EU-Richtlinie über die nichtfinanzielle Berichterstattung (NFRD) und der Verordnung über die Offenlegung nachhaltiger Finanzinstrumente (SFDR).
Zusammenfassung der Berichtsanforderungen
Gemäß der NFRD müssen Unternehmen, die in den Geltungsbereich der Richtlinie fallen, offenlegen, wie und in welchem Umfang ihre Aktivitäten als ökologisch nachhaltig angesehen werden. Die Unternehmen müssen offenlegen, wie Umsatz, Kapital- und Betriebsausgaben mit den Aktivitäten der EU-Taxonomie zusammenhängen. Gemäß der SFRD müssen Unternehmen, die in den Geltungsbereich der Richtlinie fallen, Informationen darüber offenlegen, wie ihre Produkte mit der EU-Taxonomie übereinstimmen und ob sie ökologisch nachhaltig sind.
Wen es betrifft
50 000 Unternehmen, die in der EU tätig sind, einschließlich internationaler Unternehmen. Die EU-Taxonomie trat im Juli 2020 in Kraft.
SEC Climate Disclosure Rule
Was sie bewirkt
Im März 2022 schlug die SEC eine Reihe von Regeln zur Verbesserung und Standardisierung der klimabezogenen Offenlegung für Investoren vor. Diese Anforderungen stützen sich auf den TCFD-Rahmen. SEC-registrierte in- und ausländische Unternehmen müssten klimabezogene Angaben in Registrierungserklärungen und regelmäßige Berichte wie den 10-K-Jahresbericht aufnehmen.
Unterscheidungsmerkmal
Diese Regelung ist auf das Klima ausgerichtet. Gemäß der SEC-Klima-Offenlegungsvorschrift müssen Unternehmen eine Bilanz ihrer Treibhausgasemissionen, der Umweltrisiken, denen sie ausgesetzt sind, und der Maßnahmen, die sie als Reaktion darauf ergreifen, vorlegen.
Zusammenfassung der Berichtsanforderungen
Die neuen Offenlegungsvorschriften würden börsennotierte Unternehmen zur Offenlegung verpflichten von:
- Risiken, die sich wahrscheinlich wesentlich auf das Geschäft, das Betriebsergebnis oder die Finanzlage auswirken können
- Informationen über direkte Treibhausgasemissionen (THG) und indirekte Emissionen aus gekauftem Strom oder anderen Energieformen
- Informationen über bestimmte Arten von Treibhausgasemissionen aus vor- und nachgelagerten Aktivitäten in der Wertschöpfungskette des Unternehmens
- Unternehmensführungspraktiken in Bezug auf klimabezogene Risiken und Risikomanagementprozesse
- Eine Anmerkung zu den geprüften Jahresabschlüssen über klimabezogene Bilanzkennzahlen und damit zusammenhängende Offenlegungen
- Klimabezogene Ziele und der Übergangsplan des Unternehmens, falls zutreffend
Wen es betrifft
SEC-registrierte in- oder ausländische Unternehmen müssen gemäß der SEC-Vorschrift zur Offenlegung von Klimadaten Angaben machen.
ESG ist die Zukunft des Reporting - die Zeit der Vorbereitung ist da
Die ESG-Berichterstattung wird nicht verschwinden. Wenn überhaupt, werden die Anforderungen an die Berichterstattung nur noch strenger und tiefgreifender werden und mehr Informationen aus mehr Bereichen Ihres Unternehmens erfordern. Der beste Weg, die ESG-Herausforderung zu meistern? Mit einem unternehmensweiten Performance-Management-Ansatz.
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