Autor:in: HS-Prof. Mag. Dr. Petra Heißenberger,
Professur für Schulmanagement an der Pädagogischen Hochschule Niederösterreich und Leiterin Department Führungskultur. Expertin für Performance-Management im Kollegium
Die Gesunderhaltung der Kolleg:innen ist eine besonders bedeutsame Aufgabe der Schulleitung. Nicht erst, wenn etwas schiefläuft, sondern präventiv sollte am Gesundheitsmanagement gearbeitet werden. Praktische Maßnahmen können Sie hierbei unterstützen.
Analyse des Arbeitsumfeldes
Schulleitungen sollten sich gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit mit dem Arbeitsumfeld und den Bedingungen für das Arbeiten am Schulstandort befassen, weil diese enormen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit und Motivation der Lehrpersonen haben. Wenn dann auch noch in den Bilanz- und Zielvereinbarungsgesprächen mit den einzelnen Kolleg:innen deren individuellen Erwartungen und Bedürfnisse erhoben und verbalisiert werden, kann die Schulleitung durch das Zusammenführen all dieser Informationen die Bedingungen verbessern oder optimieren. Zu wichtigen Faktoren des Arbeitsumfeldes zählen unter anderem die Zusammensetzung von Teams, die möglicherweise geändert werden muss oder die Verteilung der Aufgaben, die ungleich erfolgt. Oft bekommen die Personen, die ihre Aufgaben verlässlich und erfolgreich erfüllen, immer wieder neue Aufgaben übertragen, weil die Schulleitung weiß, dass sie von diesen Personen zuverlässig erledigt werden. Auch der private Hintergrund muss in der Gesamtsicht mitbedacht werden: Lehrpersonen mit kleinen Kindern oder Lehrpersonen, die eine angehörige Person pflegen, müssen natürlich genauso ihre Aufgaben erledigen, beim Verteilen von zusätzlichen Aufgaben und Projekten kann aber durchaus Rücksicht genommen werden.
Achten Sie als Schulleitung darauf, dass
- Ihre Lehrpersonen Aufgaben erfüllen müssen, die ihnen vielfältig, abwechslungsreich und sinnvoll erscheinen.
- das Belastungsniveau variiert: Aufgaben und Arbeitsmenge sollen an die jeweilige Einzelperson angepasst sein.
- Lehrpersonen nicht ständig unter Zeitdruck arbeiten müssen.
- in der Schule Störungen von externen Personen möglichst vermieden werden. So kann der Unterricht ungestört stattfinden.
- die Aufgaben und Verantwortungen des Schulstandortes klar und fair verteilt sind
- Sie den Unterricht Ihrer Kolleg:innen möglichst oft besuchen, um Wertschätzung und Interesse für deren Tun zu zeigen und Feedback geben zu können.
- auch innerhalb des Kollegiums regelmäßig ein pädagogischer Diskurs stattfindet.
- Sie einen Führungsstil leben, der den niederschwelligen Dialog mit Ihrem Kollegium ermöglicht und anregt.
- Sie regelmäßig mit den Kolleg:innen geplante Bilanz- und Zielvereinbarungsgespräche führen, Sie erfahren viel Neues und das dient letztlich der Gesundheitsförderung jeder einzelnen Person und führt dazu, dass sich Ihre Kolleg:innen wertgeschätzt fühlen.
- die Lehrpersonen, die damit gut umgehen können, einen maximalen Handlungs- und Entscheidungsspielraum haben.
- an Ihrem Schulstandort Team- und Gruppenarbeit innerhalb des Kollegiums und natürlich auch im Unterricht mit den Schüler:innen stattfindet und fördern Sie diese Arbeitsformen bewusst.
- ein individuelles Fortbildungsangebot, das zu den Zielsetzungen der Schule passt, erstellt wird und ermöglichen Sie den Kolleg:innen die Teilnahme.
Gesunderhaltung der Kolleg:innen
Die Gesunderhaltung der Kolleg:innen ist eine besonders bedeutsame Aufgabe der Schulleitung. Performance-Management setzt voraus, dass Sie mit gesunden Kolleg:innen arbeiten können. Nicht erst, wenn etwas schiefläuft, sondern präventiv sollte am Gesundheitsmanagement gearbeitet werden und bei gesunden, motivierten Personen ansetzen. Dies fördert die Motivation der Lehrpersonen an Ihrer Schule und steigert langfristig die Arbeitsleistung und Zufriedenheit im Kollegium. An vielen Standorten gibt es bereits Maßnahmen zur Erhaltung der Lebensbalance bei den Kolleg:innen, in den wenigsten Fällen gibt es dazu ein durchgängiges, langfristiges Konzept: eine Gymnastikübung (auch mit den Schüler: innen) zwischendurch, Tipps zum Augentraining und die Empfehlung zur Bewegung an der frischen Luft, das sind so alltägliche Ideen, die mehr oder weniger regelmäßig mit mehr oder weniger Begeisterung und Überzeugung praktiziert werden. Worum es aber tatsächlich geht, sind die Planung und ein systematisches Management zur Erhaltung der Gesundheit der Schulleitung und des Kollegiums.
Die Gesunderhaltung des Kollegiums ist eine wichtige Führungsaufgabe und dient der Schule als Ganzes aus folgenden Gründen:
- Die Krankenstände nehmen langfristig ab, weil die Kolleg:innen leistungsfähig bleiben.
- Die gesunden Kolleg:innen profitieren, weil sie Fehlstunden von erkrankten Kolleg:innen nicht supplieren müssen.
- Gesunde Lehrpersonen sind motivierte Lehrpersonen!
- Das Gesundheitsbewusstsein an der Schule wächst, weil daran gearbeitet und die Bedeutung bewusst wird.
- Die Arbeitszufriedenheit verbessert sich.
- Bei der Anwerbung neuer Lehrpersonen können Sie die Bedeutung der Gesundheit an der Schule betonen, das wirkt für die meisten Menschen motivierend.
- Schreiben Sie die Arbeit an der Lebensbalance und Erhaltung der Gesundheit der Lehrpersonen auch bei den Werten Ihrer Schule nieder: »Wir bemühen uns um die Gesundheit des Kollegiums und setzen dazu regelmäßig Angebote.«
Wie kommen Sie als Schulleitung nun aber zu geeigneten Maßnahmen?
Planen Sie ein Schuljahr und setzen Sie jeden Monat von September bis Juni einen monatlichen Schwerpunkt für die Gesundheit. Dazu können Sie das Kollegium (anonym) befragen, es gibt sicher einige konkrete Ideen, die gemeinsam umgesetzt werden können. Lassen Sie bei dieser Planung, die gleich zu Schulbeginn erstellt werden sollte, die Monate April, Mai und Juni offen, es ergeben sich immer wieder Ideen während des Schuljahres, die Sie sonst nicht mehr umsetzen können. In jedem Fall muss die Planung der monatlichen Gesundheitsaktivitäten – optimalerweise für Lehrpersonen und Schüler:innen – in Form eines Planes oder einer Übersicht ausgehängt werden, damit diese jederzeit einsehbar ist.
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