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Recht & Verwaltung12 Februar, 2025

Beratungslehrer – die Lotsen im System Schule

Als Schulleiter:innen und Lehrkräfte werden Sie tagtäglich mit den verschiedensten Problemen und Konflikten konfrontiert. Verschärft auch durch schulorganisatorische Veränderungen und aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen. Kein Wunder, dass man sich auch mal überfordert fühlt. Dabei können Beratungslehrkräfte in der Schule unterstützen. Nicht umsonst werden sie auch als „Lotsen im System“ bezeichnet. Eine win-win-Situation für alle Beteiligten.

Verena Hertel

 

Was bedeutet Beratung? Beratung ist ein Austausch von Informationen, um ein individuelles oder gemeinsames Problem zu lösen. Der Informationsaustausch soll dazu dienen, eine Problematik unter drei Aspekten zu erfassen und auch mit Hilfe von Beratung zu guten Lösungen zu kommen. Die drei Aspekte beinhalten,

  • die Problembeschreibung,
  • den intendierten Zielzustand und
  • die Maßnahmen, um das Ziel zu erreichen.

Überlegungen können einerseits vorausschauend präventiv, aber auch im Rahmen einer direkten Intervention angestellt werden, wenn ein Problem nämlich schon eingetreten ist.

Wichtig ist: Beratung sollte immer auf freiwilliger Basis erfolgen, dabei sollten Anliegen, Ziele und Rollen aller beteiligten Akteure geklärt sein.

Ziele von Beratung

Ausgangspunkt von Beratung können alle Personengruppen in Schule und deshalb ganz unterschiedlich sein.

  • Pädagogische oder psychologische Herausforderungen Ihrer Kolleg:innen können die Suche nach Lösungen auslösen.
  • Lehr- und Lernklima, aber auch soziales Klima scheinen verbesserungswürdig und sollen durch einen Beratungsprozess positiv verändert werden.
  • Schüler:innen sollen in ihrem Selbstbild und in ihrer Selbstwirksamkeit gezielt unterstützt werden.
  • Eltern sollen in ihrem Erziehungshandeln gestärkt werden oder bei Bedarf auf außerschulische Beratungsmöglichkeiten verwiesen werden können.

Beratungslehrkräfte als Lotsen im System
Ihre Beratungslehrkräfte haben die zentrale Aufgabe, ratsuchende Schüler:innen, Eltern oder Kolleg:innen bei der Suche nach Lösungen zu unterstützen oder Kontakt zu außerschulischen Beratungsinstitutionen zu vermitteln. Sie verfügen nicht nur über besondere kommunikative Kompetenzen, sondern sind auch gut vernetzt – sowohl innerhalb Ihrer Schule als auch nach außen. Das kommt allen Ratsuchenden zugute.

Anlässe für Beratung
Folgende Themen können u.a. neben den genannten Punkten Beratungsanlässe an Ihrer Schule sein:

  • Suchtprobleme bei Schüler:innen
  • Sexting
  • Mobbing unter Schüler:innen
  • Trennung der Eltern
  • Schulabsentismus
  • Schlechtes Klassenklima
  • Persönliche Sorgen
  • Belastung im Lehrerkollegium
  • Elternberatung z.B. im Zusammenhang mit Erziehungshilfe

Wichtig ist es, dass Sie gemeinsam mit Ihren Beratungslehrkräften und den anderen beratenden Fachkräften eine Bestandsaufnahme machen und zusammenstellen, welche Beratungsanlässe sich an Ihrer Schule häufen.

Eckpunkte eines Beratungskonzepts
Um ein möglichst passgenaues Beratungskonzept an Ihrer Schule zu implementieren oder auszubauen, kann die Beantwortung folgender Fragen zielführend sein:

  • In welchen Bereichen nehmen wir besonderen Beratungsbedarf wahr?
  • Wie sieht es insgesamt mit dem Angebot von Beratung an unserer Schule aus (Schulsozialarbeit, Sonderpädagogik, multiprofessionelle Fachkräfte, Beratungslehrkräfte, StuBos etc.)? Wer steht bei uns nicht nur auf dem Papier, sondern live zur Verfügung?
  • Wer übernimmt welche Rolle und wie verständigen wir uns in unserer Schule untereinander, so dass es nicht zu unnötigen Überschneidungen, aber doch gegebenenfalls zu einem Austausch kommt?
  • Welche Anliegen und Probleme können wir intern angehen, wo brauchen wir aber auch Vernetzung nach außen (Erziehungsberatungsstelle, Kinderschutz, Jugendamt)?
  • Wer pflegt die Kontakte nach außen?
  • Welche gezielten präventiven Maßnahmen können an unserer Schule ergriffen werden, die präventiv dazu beitragen, dass der Beratungsbedarf nicht ins Unermessliche anwächst?

Und so kann Beratung an Ihrer Schule vor sich gehen

Je nach Anlass gibt es unterschiedliche Beratungsformate. Ob von Angesicht zu Angesicht, im Rahmen einer angeleiteten kollegialen Fallberatung, in einer Supervisionsgruppe, im Rahmen des Klassenrats, in einer Gruppe von betroffenen Eltern – vieles ist möglich und das Format sollte miteinander abgestimmt werden. Ihre Beratungslehrkräfte sind Experten, die Ihnen in schwierigen Situationen zur Seite stehen, auch Sie „lotsen“ können. Nutzen Sie diese großartige Ressource mit vollem Bewusstsein und mit viel Tatkraft!

Verena Hertel

Langjährige Schulleiterin und Arbeits- und Organisationspsychologin (M.A.)

Bildnachweis: Gerhard Seybert/stock.adobe.com

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