Diese Beispiele zeigen, dass es für den Empfang und auch die Einarbeitung von großer Bedeutung ist, zu wissen und zu berücksichtigen, welchen Hintergrund der/die Kollege/-in mitbringt. Mit einem/r Kollegen/-in, der/die nach der Referendarzeit mit voller Stundenzahl einsteigt ist anders umzugehen als mit einer Lehrkraft, die die Schule wechseln musste. Ein/e Seiteneinsteiger/-in, der/die sich parallel zum Unterricht an Ihrer Schule einer berufsbegleitenden Unterrichtsqualifizierung unterziehen muss, stellt wieder eine andere Herausforderung für Sie und Ihr Kollegium dar.
So sieht es der/die Neue
Unabhängig vom Hintergrund ist allen Betroffenen gemein: der/die neue Kollege/-in kommt gespannt in der neuen Schule an. Er/Sie ist vielleicht noch unsicher, hat Erwartungen und wird gleichermaßen mit Erwartungen konfrontiert. Er/Sie bringt frischen Wind, eigene Ideen und, wenn es gut läuft, eine gehörige Portion Engagement mit. Aber wie wird er/sie in den bestehenden Strukturen aufgenommen werden? Sehr viele Informationen stürmen auf den/die Neue/n ein – Räumlichkeiten, schuleigene Strukturen, schulinterne Begrifflichkeiten, Abkürzungen, schultypische Gepflogenheiten. Eine Menge von Fragen türmen sich auf: Wo steht die Schule inhaltlich, wie sind die Abläufe organisiert, wer ist Ansprechpartner über das Kollegium hinaus? Mit Schulleitung, Kollegen/-innen, Schülern/-innen und Eltern muss er/sie zudem erst warm werden, ihre Eigenheiten und ihre Arbeitsweise kennenlernen. Jede Schule hat ihre eigene Schulkultur mit vielen informellen Regeln, die er/sie zunächst erfassen muss.So bereiten Sie sich und Ihr Kollegium auf neue Kollegen/-innen vor
Für Ihr Kollegium sind das alles Selbstverständlichkeiten. Aber genau hier sollten Sie ansetzen: Ihr Kollegium muss ein Bewusstsein für den/die neue/n Kollegen/-in entwickeln, einen Perspektivwechsel vornehmen. Setzen Sie gezielt Aktivitäten an, um im Kollegium eine Atmosphäre der Offenheit und des Verständnisses zu erzeugen.Schritt 1: Nehmen Sie von Anfang an die Perspektive des/r Neuen an
- Das gelingt am besten über offene Fragen:
- Welche Informationen sollten rechtzeitig bereitgestellt werden?
- Welche personale Unterstützung wäre sinnvoll, damit der/die Neue sich schnell in die Schule eingewöhnen kann? Wer ist wofür zuständig?
- Was muss unbedingt vor Dienstantritt mit dem/r Neuen besprochen werden?
- Wie sollte der erste Tag und wie die ersten Wochen bei uns gestaltet werden? Wie sieht unsere Einarbeitungsstruktur aus?
- Wie wäre grundsätzlich für Neue eine Feedbackmöglichkeit zu gestalten, so dass das Kollegium den blinden Fleck verkleinert und von dem neuen Blick profitiert, sich weiterentwickeln kann?
Schritt 2: Erstellen Sie eine schulinterne Informationsmappe/Begrüßungsmappe
- Eine solche Mappe enthält verschiedene Informationen, wie
- einen detaillierten Raumplan, möglichst als Grundriss,
- einen Zeitplan über Unterrichtsstunden und Pausen,
- eine Übersicht über Schulleitung, erweiterte Schulleitung (falls vorhanden), Kollegium, Sekretär/-in, Hausmeister/-in, OGS-Mitarbeiter/-in, Sozialarbeiter/-in, Sonderpädagogen/-innen – möglichst angereichert mit Fotos,
- eine Übersicht über Zuständigkeiten in der Schule,
- Jahresterminplan,
- Aufsichtsregelungen,
- Fluchtpläne,
- wichtige Konferenzbeschlüsse,
- Schulregeln und Absprachen über Maßnahmen,
- schulinterne Curricula,
- Schulprogramm,
- wichtige schulinterne Formulare bzw. ein Hinweis, wo sie zu finden sind.
Gutes Informationsmanagement fördert als positive Begleiterscheinung den Zusammenhalt. Betrauen Sie Kollegen/-innen mit der Erstellung, die präsent und gut vernetzt sind sowie einen guten Überblick haben. In einer Lehrerkonferenz werden die zusammengestellten Informationen gegengelesen und gegebenenfalls ergänzt.
In einem dritten Schritt nehmen Sie die Personalentwicklung auf mehreren Ebenen in den Blick. Einerseits gilt es zu klären, wer aus dem Kollegium den/die Neue/n begleitet. Ziel ist es, dass sich der/die Neue schnell zurechtfindet, dass er/sie im Kollegium integriert wird und dass er/sie sich bei Schulentwicklungsprozessen nicht zurückhält, sondern diese inhaltlich wirksam unterstützt. Insofern sollte die personale Unterstützung von Kollegen/-innen geleistet werden, die eine konstruktive (nicht gleichzusetzen mit unkritische!) Rolle im Kollegium und insbesondere Ihnen als Schulleitung gegenüber einnehmen und die zusätzlich einen Weitblick in Bezug auf Schulentwicklung aufweisen.
Schritt 3: So bereiten Sie die personale Unterstützung neuer Kollegen/-innen vor
Es gibt ausgewählte Kollegen/-innen, die die Einarbeitung des/r Neuen über einen abgesprochenen Zeitraum individuell begleiten (sog. Paten/-innen, Mentoren/-innen, Unterstützer/-innen). Diese Kollegen/-innen übernehmen diese wichtige Aufgabe in Ihrem Auftrag. Das können Kollegen/-innen mit dem gleichen Fach sein, müssen es aber nicht. Wichtiger ist ihre Haltung.
Es gibt grundsätzlich eine konkrete Einarbeitungsstruktur für Neue und einen abgesprochenen, transparenten Aufgabenplan. Eine Übersicht hierzu finden Sie in unserem Onlinebereich.
Sie als Schulleiter/-in begleiten den Einstieg des/r Neuen unabhängig davon ebenfalls in einer festen Struktur. Zu dieser Struktur gehören Gespräche und Unterrichtsbesuche. Ihr Ziel ist es, den/die Neuen kennenzulernen, gleichzeitig aber auch im Sinne von Personalführung und Personalentwicklung sinnvoll und passend in Schulentwicklung einzubinden.
Schritt 4: Das sind Ihre Aufgaben als Schulleiter/-in vor Dienstantritt des/r Neuen
Führen Sie möglichst rechtzeitig vor Dienstantritt ein erstes Gespräch mit dem/r Neuen. Eruieren Sie neben seinen/ihren Kompetenzen auch seine/ihre Erfahrungen bzw. Vorstellungen bezüglich seines/ihres Unterrichtseinsatzes.
Jede Schulsituation birgt strukturelle Besonderheiten und ist damit letztlich kein (reines) Wunschkonzert. Das betrifft beispielsweise die Auswahl der Klassen, die Übernahme einer Klassenlehrerfunktion, die Besetzung der Fächer oder Ausfälle im Kollegium, die Veränderungen nach sich ziehen. Besprechen Sie mit dem/r Neuen Ihre Sachzwänge, insbesondere, wenn Sie seine/ihre Vorstellungen nicht ohne weiteres erfüllen können.
Besprechen Sie mit dem/r Neuen, welche unterrichtsübergreifende Aufgaben er/sie schon wahrgenommen hat bzw. welche er/sie diesbezüglich gerne übernehmen würde.
Sollten Sie eine Beurteilung abgeben müssen, weil der/die Kollege/-in noch ausgebildet wird, klären Sie Ihre Rolle sowie die der betreuenden Kollegen/-innen und geben Sie Einblick in die Vorgehensweise bezüglich Unterrichtsbesuchen, Gutachten der Kollegen/-innen und Schulleitergutachten.
Bei alledem: Vergessen Sie nicht, zu lächeln. Lächeln verbindet, es öffnet die Herzen
Tipp: So könnte der erste Tag gestaltet werden
Nehmen Sie sich Zeit, den/die Neue/n in Empfang zu nehmen.
Führen Sie ihn/sie ins Kollegium und stellen Sie ihn/sie dort offiziell vor. Halten Sie ein kleines Präsent parat. Die bereitgestellten Namensschilder unterstützen schnelles Kennenlernen.
Bitten Sie die Kollegen/-innen um tatkräftige Unterstützung.
Stellen Sie den/die Mentor/-in für einige Stunden frei, dass er/sie sich um die alltäglichen Belange kümmern kann. Dazu gehören u.a. die Begleitung erster Formalitäten, die Aushändigung und das gründliche Besprechen der schuleigenen Informationsmappe, das Zuweisen des Platzes im Lehrerzimmer, ein Rundgang im Haus und auf dem Schulgelände, das Vorstellen bei Hausmeister/-in – Sekretär/-in und anderen Personen, die nicht Teil des Kollegiums sind.