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Recht & Verwaltung02 Januar, 2025

„Schulleitungen entwickeln zunehmend Kompetenz hinsichtlich des Umgangs mit digitalen Medien“ – Die Ergebnisse der aktuellen Zukunftsstudie Schulmanagement im Interview

Die kürzlich durchgeführte „Zukunftsstudie Schulmanagement – Digitalisierung im Schulleitungsalltag“ liefert erneut spannende Einblicke in den Umgang von Schulleitungen und Schulträgern mit der Digitalisierung. Gerda Sandner, Programmleiterin Schulmanagement, Bertram Güntsch, Senior Produktmanager Schulmanagement, und Dr. Bernadette Kalkert, Senior Innovation Project Manager bei Wolters Kluwer erläutern in diesem Interview die zentralen Ergebnisse der Studie und beleuchten Fragen wie: Was ist beim Thema Digitalisierung im Schulleitungs- und Schulträgeralltag schon Realität? Was noch Wunschdenken? Und wie ließe sich das Schulleben der Zukunft smarter gestalten? 

Welche Themen rückt die Studie dieses Jahr in den Mittelpunkt? 

Gerda Sander: Die Studie fokussiert vier wesentliche Bereiche: Als neuen Aspekt fragt die Studie dieses Jahr erstmalig das Verhältnis von Schulleitung zu künstlicher Intelligenz ab. Darüber hinaus beleuchtet sie die Schulleitung als Anwenderin von Digitalisierungstools beispielsweise in der Kommunikation und bei Recherchetätigkeiten, die Schulleitung als Vermittlerin digitaler Kompetenzen und die Schulleitung als digital unterstützte Qualitätsmanagerin.  

Bertram Güntsch: Die Studie leistet einen wichtigen Beitrag zur zukunftsorientierten Gestaltung der Bildungslandschaft in Deutschland. Sie beleuchtet die Herausforderungen und Chancen, die Digitalisierung im Schulleitungsalltag mit sich bringt. Sie soll jedoch nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch dazu ermutigen, über zukünftige Entwicklungen im Bereich Schulmanagement nachzudenken und zu diskutieren. Es ist wichtig, dass Schulleitungen, Schulträger und andere Akteure gemeinsam Lösungen finden, um die Herausforderungen der Digitalisierung zu bewältigen. Die Studie kann dabei helfen, den Austausch und die Perspektivübernahme zwischen den verschiedenen am Schulleben Beteiligten zu fördern. 

Welche Rolle spielt KI im Schulalltag und wie sieht die aktuelle Nutzung von KI im Schulmanagement aus? 

Dr. Bernadette Kalkert: Künstliche Intelligenz ist ein zentraler Bestandteil des digitalen Wandels und findet zunehmend auch im Bildungsbereich Anwendung. Beim Thema künstliche Intelligenz in der Schule herrscht seitens der Schulleitung oftmals eine große Neugierde. Bereits vier von zehn Schulleitungen (44 Prozent) nutzen KI, insbesondere ChatGPT, bei ihrer täglichen Arbeit. Viele Schulleitungen fühlen sich allerdings unsicher im Umgang mit KI und geben mangelnde Zeit und Kenntnisse sowie rechtliche Bedenken als Gründe für eine Nichtnutzung an. Schulträger sehen beim Thema KI Sicherheit und Datenschutz an erster Stelle der Herausforderungen. Dennoch wünschen sich fast 70 Prozent der Schulleitungen eine Einführung in die Nutzung von KI, wenn sie dadurch Zeit sparen könnten.  

Gerda Sander: Schulleitungen entwickeln im Vergleich zum Vorjahr zunehmend Kompetenz hinsichtlich des Umgangs mit digitalen Medien. Diesen Trend bestätigen die Schulträger. Die größte Herausforderung für die Schulleitungen ist dabei die mangelnde Nutzungskompetenz des Gegenübers, seien es Eltern, Lehrkräfte oder Schüler:innen. Bei den Schulträgern rangieren eindeutig Sicherheit und Datenschutz als größte Probleme der digitalen Kommunikation an erster Stelle. Auch im Qualitäts- und Personalmanagement gibt es bei den Schulleitungen noch Verbesserungspotenzial im Bereich der digitalen Unterstützung. Insbesondere das Thema Schulqualität wird jedoch teils stiefmütterlich behandelt. Es fehlt sowohl an inhaltlichen Anleitungen als auch an digitalen Unterstützungen. Die Schulleitungen wollen oftmals, können aber nicht so richtig.  

Welche Rolle spielt das Thema Recht laut der Studie und wie können Schulleitungen in diesem Bereich unterstützt werden? 

Bertram Güntsch: Vergleicht man die Ergebnisse der Umfragen über die letzten Jahre hinweg, so verfestigt sich der Trend aus 2023: Schulleitungen schätzen Fachinformationen zum Thema Recht deutlich wichtiger ein als noch 2022. Recht ist bei Schulleitungen wieder auf Platz 1 bei der Frage nach Informationsbedürfnissen. Bei den Schulträgern rangiert Recht an zweiter Stelle, nach IT, Digitalisierung und KI. Grundsätzlich lässt sich ein erhöhter Informationsbedarf zum Thema Recht bei Schulleitungen und Trägern feststellen.  

Gerda Sander: Die Aufbereitung juristischer Informationen ist für die nicht juristischen Schulleiter:innen besonders wichtig, weil juristische Texte zum einen in einer speziellen rechtlichen Sprache verfasst sind, die für Laien oft schwer verständlich ist, und zum anderen rechtliche Argumentationen, etwa in Gerichtsurteilen, oftmals sehr ausführlich und komplex sind. Die bevorzugte Aufbereitungsart von Schulleitungen für juristische Fachinformationen sind Beispielsfälle und Musterlösungen sowie Checklisten. Es geht nicht um eine umfassende Durchdringung der juristischen Materie, sondern um die rechtssichere Bearbeitung schulalltäglicher Sachverhalte, um in kurzer Zeit handlungsfähig zu sein. Insbesondere Schulleitungen wünschen sich alternative und einfache Zugänge zu juristischem Fachwissen. Hier wird in Zukunft auch KI eine wichtige Rolle spielen, zum Beispiel bei der Zusammenfassung von Gerichtsurteilen, wie es heute schon bei den GPT-Zusammenfassungen auf Wolters Kluwer Online der Fall ist. 

Dr. Bernadette Kalkert: Schulleitungen brauchen pragmatische Lösungen, um einen vereinfachten Zugang zu rechtlichen Informationen zu erhalten. Digitale Tools könnten hier helfen, beispielsweise durch interaktive Checklisten. Juristisches Wissen könnte über zentrale Plattformen bereitgestellt werden, idealerweise KI-gestützt. Rechtliche Inhalte müssen für Schulleitungen praxisnah sein. Fallbeispiele, Musterlösungen und Schlagworte helfen dabei, komplexe Sachverhalte verständlich zu machen. Schulleitungen profitieren von solchen Formaten, weil sie konkret auf ihre Alltagssituationen eingehen. 

Wie können Schulleitungen und -träger beim Thema KI im Schulalltag unterstützt werden? 

Dr. Bernadette Kalkert: Es reicht nicht aus, in herkömmlichen Kursformaten konkrete Tools und Anwendungen zu schulen, sondern hier braucht es agilere Formen von Fortbildung, bezogen sowohl auf die zeitlichen Umfänge als auch auf die Inhalte. Die Ergebnisse der Befragung zeigen auch: Viele Schulträger und Schulleitungen verfügen offensichtlich nicht über genügend Wissen, was sie damit alles machen können, und wünschen sich Einführungsveranstaltungen und Anregung zur Inspiration oder Ideengebung, wie sie KI sinnvoll zur Unterstützung bei ihren Schulleitungsaufgaben einsetzen können. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen die Dringlichkeit, maßgeschneiderte Lösungen und Schulungen anzubieten, um digitale Kompetenzen weiter zu fördern und die Anwendungsbereiche von KI auszubauen. 

Welches Fazit ziehen Sie aus den Studienergebnissen? 

Dr. Bernadette Kalker: Grundsätzlich fühlen sich Schulleitungen und Schulträger gut aufgestellt, wenn es um das Thema Digitalität geht. Im Qualitäts- und Personalmanagement gibt es noch Verbesserungspotenzial, vor allem im Bereich der digitalen Unterstützung. Sowohl Schulleitungen als auch Schulträger wünschen und benötigen Unterstützung und Weiterentwicklung im Bereich der digitalen Technologien und Künstlicher Intelligenz, um den Schulalltag effizienter und sicherer zu gestalten. Die größte Herausforderung ist die Diskrepanz zwischen dem, was technisch möglich ist, und dem, was umgesetzt wird. Potenzial sehe ich in einer stärkeren Integration digitaler Tools in die tägliche Arbeit der Schulleitungen. 

Gerda Sander: Die Zusammenarbeit zwischen Schulleitungen und Schulträgern muss optimiert werden. Viele Prozesse ließen sich durch digitale Unterstützung effizienter gestalten, von der Budgetplanung bis zur Kommunikation. Das Potenzial liegt vor allem in der Weiterentwicklung von Fortbildungen und digitalen Ressourcen. Wenn die Schulleitungen befähigt sind, digitale Tools umfassend zu nutzen, lässt sich langfristig das gesamte Schulmanagement auf ein neues Niveau heben. 

Bertram Güntsch: Unsere Vision ist es, mit diesen Erkenntnissen auch einen Beitrag zur zukunftsorientierten Gestaltung der Bildungslandschaft in Deutschland zu leisten. Der Umgang mit künstlicher Intelligenz beschäftigt die Schulleitungen und Schulträger stark. Während allgemein im Umgang mit digitalen Werkzeugen ein hohes Maß an Professionalität erreicht zu sein scheint, ist die Unsicherheit in Sachen KI deutlich spürbar. Hier besteht ein großer Informations- und Schulungsbedarf – so auch beim Dauerbrenner-Thema Recht, das für beide Teilnehmenden-Gruppen von hoher Relevanz ist und bleibt. 

Der Studienbericht zur „Zukunftsstudie Schulmanagement – Digitalisierung im Schulleitungsalltag“ ist kostenfrei unter wolterskluwer.com/de-de/know/zukunftsstudie-schulmanagement-2024 erhältlich.
Gerda Sandner ist Programmleiterin Schulmanagement bei Wolters Kluwer Deutschland.
Bertram Güntsch ist Senior Produktmanager Schulmanagement bei Wolters Kluwer Deutschland.
Dr. Bernadette Kalkert ist Senior Innovation Project Manager bei Wolters Kluwer Deutschland.

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