Es ist wieder so weit: Vom 8. bis 10. September 2023 bringt der Legal Hackathon in Köln Denker:innen, Macher:innen und Praktiker:innen aus den Bereichen Jura, Design, Coding und Product Development zusammen, um gemeinsam innovative Tech-Lösungen für den Rechtsmarkt zu entwickeln. Zum vierten Mal veranstalten Wolters Kluwer und Ebner Stolz gemeinsam das Event. Diesmal stehen dabei unter anderem die Themen Einsatz von KI im juristischen Workflow, die Transparenz und Verständlichkeit der Justiz im digitalen Zeitalter sowie Gerichtsverfahren und technische Innovationen im Mittelpunkt. Dr. Dirk Schrameyer, Leiter des Bereichs Legal Digital & Platform Solutions bei Wolters Kluwer Deutschland, sitzt in diesem Jahr das erste Mal in der hochkarätigen Jury und bewertet die Pitches der verschiedenen Teams. Er spricht über seine Erwartungen an den Hackathon und die Impulse der Veranstaltung für sein Arbeitsumfeld.
Sie sitzen zum ersten Mal in der Jury des Legal Hackathon von Wolters Kluwer und Ebner Stolz. Was sind Ihre Erwartungen an die Veranstaltung und wie möchten Sie die Juryarbeit angehen?
Ich bin gespannt auf viele innovative Lösungen und Ideen, die das Potenzial haben, die Rechtsbranche zu verändern. Besonders interessieren mich natürlich die Lösungen, die mein Arbeitsfeld betreffen. Meine Erwartungen an die Veranstaltung in meinem Produktbereich liegen daher vor allem bei sogenannten digitalen recherchebasierten Lösungen, die den Arbeitsprozess unterstützen, also rund um unsere zentrale Rechercheanwendung Wolters Kluwer Online. Für mich ist das insofern sehr spannend, als viele Teilnehmende aufgrund ihres Ausbildungsstatus aktuell häufig und regelmäßig juristische Recherchen durchführen. Und diese läuft heute ganz anders ab, als es beispielsweise noch zu meiner Ausbildungszeit war. Mich interessiert, wo die Teilnehmer:innen Probleme in diesem Bereich sehen. Wie arbeiten junge Juristen und Juristinnen heute im Kontext digitaler Recherche, wie verändert sich juristische Recherche und welche Erwartungen haben die zukünftigen Rechtsanwält:innen an die sie unterstützenden Rechercheplattformen? Diese Frage treibt mich um. Dabei geht es natürlich immer auch um Aspekte wie Effizienz, Zeitersparnis und das Zurverfügungstellen der richtigen Informationen für den jeweils gegebenen Kontext.
Als Leiter des Bereichs Legal Digital & Platform Solutions entwickeln Sie mit Ihrem Team bei Wolters Kluwer inhaltsbasierte Produktlösungen. Inwieweit erhoffen Sie sich von einer Veranstaltung wie dem Hackathon Impulse für ihr Arbeitsfeld?
Natürlich hoffe ich, dass ich von der Veranstaltung Impulse für mein Arbeitsumfeld mitnehmen kann. Das betrifft in erster Linie die Optimierung der juristischen Workflows, aber auch die Erkenntnisse aus der Erwartungshaltung der Teilnehmenden gegenüber den durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz generierten Ergebnissen digitaler Rechercheplattformen im Vergleich zur klassischen Buch- oder Google Recherche.
Stehen passgenaue, für den Arbeitskontext relevante Inhalte von renommierten Autor:innen und damit auch Verlässlichkeit und Qualität der Informationen im Vordergrund? Ist das ein relevanter Faktor? Oder reicht häufig schon die Lösung eines Problems in Form von weniger akademischen Beiträgen und dafür mehr Beiträge mit hoher praktischer Relevanz? Es ist spannend als Unternehmen, das schon viel mit künstlicher Intelligenz arbeitet, Einblicke in die Sicht einer zukünftigen Kundengruppe zu bekommen. Natürlich hoffen wir auch, die internationale Marke Wolters Kluwer zu stärken. Außerdem sind wir immer auf der Suche nach guten Leuten die „out-of-the-box“ denken und versuchen, an Lösungen zu arbeiten, und digital denken. Bei dem Hackathon haben die Teilnehmer:innen die Chance, Ihre Ideen in einem Business-Kontext zu verwirklichen, wobei wir sehr gerne auch beratend und unterstützend zur Seite stehen.
Auf welche Challenge freuen Sie sich am meisten und warum?
Das ist nicht wirklich überraschend: Am meisten freue ich mich auf die Challenge „Einsatz von KI im juristischen Workflow“, weil ich mit meinem Team und anderen Kolleg:innen von Wolters Kluwer genau an diesem Thema arbeite. Es gibt einen riesigen Informationsschatz an Wissen, und wir versuchen, durch lernende Sprachmodelle zu untersuchen, wie wir im Kontext Recherche KI für unsere Produkte, besonders auch unser Rechercheprodukte, einsetzen können. Was haben die Teilnehmenden für Ideen und was können wir daraus für uns lernen? Bei dieser Informationsflut geht es darum, Informationen besser und zielgenauer aufzufinden. Da kann künstliche Intelligenz helfen. Ich freue mich, zu sehen, in welchem Anwenderkontexten die Teilnehmenden denken. Außerdem freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit den anderen Jurymitgliedern, die aus unterschiedlichen Bereichen kommen. Spannend wird, eine gemeinsame Bewertungsgrundlage zu erreichen, weil jeder den Pitch aus einer anderen Perspektive beleuchten wird. Ich freue mich sehr auf diesen Austausch!
Welche Chancen bietet ein Hackathon Ihrer Meinung nach und welchen Einfluss hat er auf Produktideen und -entwicklungen?
Die Chance beim Hackathon liegt darin, mit neuen, frischen Köpfen zu arbeiten, für die wir neue Lösungen entwickeln können, weil sie bereits in Ihrem Studium vor viele Probleme gestellt werden. Die juristische Arbeit ist durch die Digitalisierung einfach eine ganz andere geworden, und wird auch weiterhin in der Zukunft einem Wandel unterzogen werden. Für uns als Unternehmen bietet sich die Chance, ganz nah an einer (zukünftigen) Zielgruppe dran zu sein und mögliche Lösungen in einem Business-Kontext austesten zu können. Daraus können sich dann weitere Produkte entwickeln. Ich bin davon überzeugt, dass die Teilnehmenden guten Input liefern können, den wir in unsere Entwicklungsprozesse mit einbeziehen.
Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung des Themas Legal Tech?
Zwar ist Legal Tech kein Thema in der breiten Öffentlichkeit, dennoch besitzt es durchaus gesellschaftliche Relevanz. Aktuell tut sich in diesem Bereich sehr viel: Es werden neue Vereine gegründet und Veranstaltungen ins Leben gerufen. Mit technologischen Entwicklungen lassen sich Informationsmassen viel besser und genauer steuern und sind dabei immer aktuell. Und darin liegt natürlich auch die Herausforderung, weil der Kunde oder die Kundin im digitalen Kontext einen hohen Aktualitätsgrad erwartet. Auf dieses Kundenbedürfnis muss man sich einstellen. Und da kann Legal Tech eine Menge leisten. Dabei wird spannend bleiben, wie genau und gezielt die Lösungen sind und wie deren Ergebnisse in der Praxis verwertbar sind.